23Dezember
2012

4 Wochen Thailand

Es ist jetzt eine ganze Weile her, dass ich in meinen Blog geschrieben habe. Es hat sicher einerseits damit zu tun, dass es hier mit dem Internet nicht so einfach ist, oder das ich unter der Woche im Kinderheim arbeite.
Aber hauptsächlich liegt es denke ich daran, dass ich die Situation und mein Leben hier erst einemal für mich selber auf die Reihe bringen musste.
Mein Start hier war kein guter. Mit den anderen Freiwilligen konnte ich keinen richtigen gemeinsamen Nenner finden. Ich lief mehr oder weniger so nebenher ohne richtig in die Gruppe integriert zu werden. Auch wenn wir alle "Neue" waren und es eigentlich keine alteingesessenen gab. Eigentlich hätte es einfacher sein sollen.
Ich weis nicht, ob es an mir gelegen hat, oder einfach daran, dass die beiden Mädels die auch das Kinderheimprojekt machten, zusammen gekommen waren und Freundinnen sind. Und die anderen Freiwilligen das Straßenbauprojekt hatten. So sahen wir uns vielleicht gerade mal zum Abendessen. Wenn wir irgendetwas ausgemacht hatten. Wenn nicht, dass aßen wir nicht zusammen und sahen uns auch den ganzen Tag nicht.
Das zehrte an mir, weil ich mir ständig Gedanken machte, was ich ändern könnte um mich besser zu integrieren. Ich fragte die anderen nach einem Treffpunkt für das Abendessen oder schlug selber etwas vor. Es kam aber nie eine Antwort zurück.
Fast fühlte ich mich zurückversetzt in meine Realschulzeit. Und die meisten von euch wissen ja, wie es mir dort gegangen ist.
Auch war die Hitze ein Grund für meine schlechte Stimmung. Um 1 Uhr Mittags ging es in der größten Hitze zur Arbeit im Kinderheim. Dort arbeiteten wir dann entweder im Garten oder bereiteten das Essen vor. Was bei 35 Grad und 99 % Luffeuchtigkeit eine wirklich schwere Arbeit ist. Ich war jedesmal Schweißgebadet. Ich tropfte nur so vor mich hin.  Eigentlich wollte ich nur duschen. Und am besten den ganzen Tag unter der Duscche stehen bleiben.
Das ich zusätzlich noch einen Hautausschlag bekommen habe machte die Sache auch nciht besser. Außerdem hatte ich eine Entzündung an einer Fußzehe. Woraufhin ich eine leichte bis mittelschwerde Panikattacke bekam. Ich hatte Angst, dass sich die Entzündung bis zu meiner Hüfte ausbreitet. Im Krankenhaus erzählen sie dir ja die schlimmsten Geschichten. Da kann eine kleine Entzündung an der Zehe zur Folge haben, dass die Hüfte ausgetauscht werden muss. Ich war dann im Krankenhaus. Zum Glück war der Arzt dort ein Schweizer. So konnte ich ihm wenigstens meine Ängste verständlich machen. Der Gute Doktoer Martin hat mich dann aber beruhigt und mir dann (hauptsächlich für meine Psyche) auch ein Antibiotika verschrieben.
Die sehr einfachen und nicht besonders hygienischen Verhältnisse taten ihr übriges um mich einfach nur schwitzig, klebrig und unwohl zu fühlen.
Ich dachte wirklich daran einfach abzureisen und mir auf einer der Inseln ein schönes Hotel zu nehmen und einfach nur weg von hier zu kommen.
All das hielt mich davon ab in meinen Blog zu schreiben.
Ich wollte nicht jammern und weinen. Mein Blog sollte doch das tolle Erlebnis meiner Reise wiederspiegeln.
So ist das Leben aber nicht. Alles hat sein auf und ab. Und könnte man die schönen Dinge wirklich geniesen, wenn mann nicht auch weniger schönes erleben würde?
Inzwischen bin ich in meiner 4. Woche hier in Thailand und es hat sich einiges geändert.
Zwar ist es immer noch herzzerreisend zu sehen, wie die Kinder hier im Kinderheim leben müssen, aber ich kann mich auch einfach freuen zu sehen, wie die Kinder trotz allem lachen und spielen. Ih habe mich an die thailändische Lebendart gwöhnt. Zwar kann ich vieles nicht gutheisen oder auch nur verstehen. Wie z. B. das anhäufen des täglichen Mülls im Garten wie Plastikflaschen, Essensrest, Plastiktüten, Milchkartons usw. und das anschließsende verbrennen desselben. Oder die schlechte Planung des Straßenbaus und des neuen Kinderheims, das einfach nicht vorwärtsgeht und keiner weiß, wie man eine Kurve baut...
Trotzdem nehem ich es jetzt so hin und fühle mich nicht mehr so schlecht dabei.
Der Umgang mit den anderen Freiwilligen hat sich auch sehr gebessert. Die beiden Australierinnen haben ihre 2 Wochen Freiwilligenarbeit abgeleistet und sind inzwischen weitergereist. Und es ist ein weitere Engländer dazu gekommen. Mit Mark unternehme ich auch manchmal etwas. Er mag auch nciht gerne alleine Essen und so habe ich zum Glück meistens jemanden zum unterhalten während dem Essen oder einfach während wir im Oh Dee Cafe sitzen und uns von der Sonne und der Hitze erholen.
Auch mit Ian dem ältesten der Volutäre klappt es besser. Wir haben ein, zwei Bierchen miteinander getrunken und anscheinend hat er festgestellt, dass ich wohl doch nicht so übel bin. Jetzt gibt es vor dem Schlafen gehen immer eine Umarmung ;-)
Matt ist inzwischen auch abgereist. Wir haben ihn um 7 Uhr morgens alle zum Bus begleitet.
Und My die letzte im Bunde. Na ja, sie sitzt nach wie vor die meiste Zeit vor ihrem I Pad oder dem Smartphone und nimmt nicht so wirklich Notiz. Meistens treffen wir uns aber wenigstens zum Abendessen.
So kann ich jetzt schreiben, dass ich mein Tief überwunden habe und dass ich es nach wie vor sehr geniese auf Reisen zu sein.
Die Menschen hier sind freundlich, ich kann schon ein paar thailändische Wörter und die Garküchenbesitzer begrüßen mich mit den Worten "not spicy" und grinsen sich eines... Coco von Oh Dee Cafe bringt mir meinen Ice Cappuchino ohne vorherige Bestellung und fragt mich jedesmal auf grund meines roten Gesichtes "hot?" Worauf ich jedesmal antwortet "like everyday!".
Sogar die Kinder im Kinderheim kennen langsam meines Namen und nennen mich nicht immer nur "teacher".
Das Leben hier ist gar nicht so schlecht und zum Glück fange ich langsam an das auch zu erkennen...