16Februar
2013

Bullen, Wisky und Moneten

Dieser Bericht wird jetzt sehr peinlich für mich.

Wenn man bedenkt, wie lange ich jetzt schon unterwegs bin und wie gut ich im Großen und Ganzen zurecht gekommen bin, dann überrascht dieser nächste Eintrag vielleicht irgendwie.

Oder vielleicht hatte ich bisher einfach nur Glück gehabt? Auch diesmal hatte ich mehr Glück als Verstand (wie es meine Mutter ausdrückte als sie davon erfahren hatte)!!

 Am nächsten Tag rief mich die Rezeptionistin an und fragte, ob ich gestern mit dem Taxi gekommen wäre. Ich bejahte das. Sie fragte weiter, ob ich mein Geld überprüfen sollte. Jemand hatte gesehen, dass ich dem Taxifahrer viel zu viel Geld gegeben hätte. 5.000.000 Dong anstatt 500.000 Dong. Mir wich alles Blut aus dem Gesicht. Ich überprüfte mein Geld und tatsächlich. Von meinen 8.000.000 Dong waren nicht mal mehr 3.000.000 Dong übrig. Ich rief die Rezeptionistin zurück und teilte ihr mit, dass mir wirklich eine Menge Geld fehlt. Sie erklärte mir, dass ich dann morgen früh zur Polizei gehen müsste. Ein Mr. Thu würde da sein und mir helfen und ich könnte mein Geld zurück bekommen.

Ich saß also den Tag wie auf Kohlen und schlief sehr schlecht. Mir war die ganz Sache soooo peinlich.

Am nächsten Tag fuhr ich dann mit dem Taxi zur Polizeistation. Erst dachte ich das ich falsch wäre, weil es so verlassen und gar nicht nach Polizei aussah. Der junge Mann, der nach einiger Zeit kam hatte auch gar keine Uniform an. Vielleicht war es zu früh. War ja erst 8 Uhr morgens. Der junge Mann bat mich zu warten. Nach einiger Zeit, kam dann eine Polizistin in Uniform. Sie fragte mich warum ich hier wäre. Das verwirrte mich etwas, weil ich dachte, dass dieser Mr. Thu hier sein müsste und das die Polizei bereits bescheid wüsste.  Ich erklärte der Polizistin warum ich hier war. Ich fragte auch wo denn Mr. Thu sei, der sollte doch auch hier sein. Sie schaute mich komisch an und lächelte. Sie wisse nicht wo Mr. Thu sei. Dann kam ein älterer Polizist und die Junge Polizistin erklärte ihm alles auf vietnamesich. Ich fragte wieder nach Mr. Thu. Der Polizist deutete auf sein Namensschild. ER war Mr. Thu. Komisch warum hatte dann die Polizistin dann gesagt, dass sie nicht wüsste wer Mr. Thu wäre...

Aus dem leinen Räumchen wurde ich in einen größeren Raum geführt. Da gab es einen großen Tisch, einen Fernsehr und eine riesige Flasche Wisky. Hier bekam ich ein Stück Papier und sollte aufschreiben, wie das mit dem Taxi war. Ich fing also an und schrieb alles auf Englisch auf. Als es jedoch darum ging wie ich gemerkt hatte, dass mein Geld gefehlt hat, da wollte sie nicht das ich aufschrieb, dass mich die Rezeptionistin angerufen hatte und ihr gesagt wurde jemand hat gesehen, dass mich der Taxifahrer beschissen hat. Sie wollte stattdessen das ich schreibe, dass der Rezeptionist in der Nacht GESEHEN hat, dass mich der Taxifahrer beschissen hat. Mir war ja erst mal nicht ganz wohl dabei. Ich wusste nicht warum sie so darauf bestand, aber ich wollte mein Geld zurüch und so schrieb ich dann ihre Version.  Nach einiger Zeit kamen noch mehr Männer in den Raum. Einen von ihnen erkannte ich als den Taximann, der mich zum Taxi geführt hatte. Die Männer setzten sich, schwatzten etwas freundlich mit der Polizei und genehmigten sich einen oder zwei Wisky. Der Taximann fragte mich, ob ich denn jetzt sehr froh wäre. Ich sagte jaaaaaaaa und wenn ich mein Geld zurück habe, dann noch mehr.  Von meinem Geld war die ganze Zeit nicht die Rede. Ich hatte schon die Beführchtung, dass ich es gar nicht wieder sehen würde. Ich fragte den Taximann auch, warum er denn das Taxameter eingeschaltet hätte. Er tat ganz verdutzt und meinte dann, dass er das doch nur gemacht hätte, damit ich sehen konnte, wie viele Kilometer es zum Hotel wären. Das der Taxifahrer das ganze Geld von mir woltle und nicht beim abgesprochenen Preis geblieben ist, dafür könne er ja nichts. Na ja, das kam mir auch sehr dürftig vor.

In zwischen war es auch schon Mittag und ich bekam Hunger. Ich hatte nicht viel gegessen, weil mir die Sache so im Magen gelegen war. Ich saß jetzt auch alleine in dem Zimmer alle anderen waren irgendwo hin gegangen. Es war langweilig und ich war hungrig. Dann kam der Taximann. Er teilte mir mit, dass mich die Polizei zu ihrem Neujahrsessen einladen will zusammen mit den Leuten vom Taxiunternehmen. Oh, OK ich folgte ihm also in eine Art Aufenthaltsraum und Küche. Da saßen die Polizisten, die Leute vom Taxiunternehmen und sogar mein junger Taxifahrer am Tisch. In der Mitte des Tisches stand ein großer Topf mit kochendem Wasser und Gemüße. Es gab noch Telller mit Hühnerknochen und Fischköpfen, Gewürzen und anderen Sachen die ich jetzt nicht so identifizieren konnte. Mir wurde ein Platz angeboten und ich bekam eine kleine Schüssel und Stäbchen. Dann lud mir der Taximann Suppe und von den Hühnerknochen in mein Schüsselchen und Herr Thu der Polizist sagte immer "eat, eat". Außerdem bekam ich jetzt auch ein Gläschen Wisky und durfte mit jedem am Tisch auf eine gutes neues Jahr anstoßen. Ich hatte eigentlich noch nichts gegessen, aber nach kürzester Zeit schon 4 oder 5 Gläschen Wisky getrunken. Es waren zwar keine großen Gläser, aber das reichte mir schon. Auch half der Alkohol nicht besonders dabei mit den Stäbchen essen zu können. Ich bekam auch einen Reiskuchen, den man hier traditionell zu Neujahr isst. Ich stellte mich so dämlich an mit meinen Stäbchen, dass mir am Ende der Taximann den Reiskuchen klein machte und ich ihn mit den Stäbchen essen konnte. Wie bei einem kleinen Kind. Weil ich ja nicht unhöflich sein wollte trank ich mit jedem mit, der mir zu prostete. Den Polizisten den Taxileuten, wem auch immer. Ich versuchte schwach zu protestieren, jedesmal wenn mir nachgeschenkt wurde. sie erzählten mir, wie toll Hanoi ist und was für Glück ich doch hatte an so einen tollen Polizisten wie Herrn Thu zu geraten. Wäre mir das in Saigon passiert. Oh, oh. Aber hier in Nordvietnam, da kümmert man sich um die Touristen. Ich lächelte höflich und nickte. Doch irgendwie merkten sie wohl endlich, dass ich langsam besoffen wurde. Sie boten mir einen riesigen Pott Reis an, den ich essen sollte "wegen dem Wisky". OK, also aß ich dann eben die Schüssel blanken Reis. Mir war langsam alles egal. Ich wollte in mein Bett und meinen Rausch ausschlafen. Sogar mein Geld war mir nicht mehr so wichtig.

Nach dem Essen durfte ich wieder zurück in den Raum mit den Großen Tisch. Da saß ich eine ganze Weile, bis ich Polizistin kam und mir etwas Gesellschaft leistete. Sie schaltete den Fernseher ein und wir guckten vietnamisische Musikviedeos. In denen ging es irgend wie immer darum, dass der eine den anderen betrog.

Gegen 3 Uhr kamen dann die Leute vom Taxiunternehmen. Sie entschuldigten sich bei mir und sagten sie würden mir mein Taxi zurück zum Hotel bezahlen. Als Wiedergutmachung.

Noch ein wenig später siedelte man mich dann wieder einen anderen Raum um und ich musste wieder etwas schreiben. Diesmal einen Dankesbrief mit der Überschrift:

Socialistic Republic of Vietnam. Happiness Freedom Independent

Ich schrieb nach Diktat, wie sehr ich mich bei der Polizei und besonders Mr. Thu bedankte und wie glücklich ich war, dass mir so wunderbar geholfen wurde.

Ich schrieb alles auf, wie mir gesagt wurde. Ich war ja auch wirklich glücklich, wenn ich denn jetzt auch mein Geld zurück bekommen würde. Schließlich führte Herr Thu den jungen Taxifahrer herein und der gab mir meine 5.000.000 Dong wieder, die ich ihm anstatt der 500.000 Dong gegeben hatte. Ich zahlte ihm davon das Taxi, was es eigentlich gekostet hatte. Der junge Mann sagte entschuldigung und ich sagte danke für das Zurückgeben. Die Polizistin sagte, dass ich keine Anzeige gegen den Taxifahrer erstatten soll, da er mir ja mein Geld zurückgegeben hat und ob ich noch Fragen hätte. Da ich keine Fragen mehr hätte, sagte sie mir, dass es mir verboten wäre negativ über diese Sache und über Hanoi oder Vietnam zu sprechen. Schließlich wäre mir ja so gut gehoflen worden. Wir gaben uns die Hände und alle waren glücklich.

Nachdem ich mich auch bei der Polizistin und bei Mr. Thu bedankt hatte schwankte ich zu dem wartenden Taxi und fuhr zurück ins Hotel.

Wie, warum und was genau jetzt eigentlich passiert war. Wie die Polizei von dem "Betrug" erfahren hatte oder was da alles gelaufen war, was ich nicht mitbekommen hatte. Keine Ahnung. Ganz so unzweifelhaft kommt mir das alles bis heute nicht vor. Aber ich hab mein Geld wieder. Dafür, dass ich mich so blöd angestellt hatte und es ja auch meine eigene Schuld gewesen war, dass ich fast 300 EUR verloren hätte. Dafür ist die Angelegenheit doch sehr gut für mich ausgegangen.