20Januar
2013

10 nights in Bangkok und schlechte Nachrichten

Caronine hatte mich schon gefühlte 50 mal angerufen und über ihre Ankunft informiert. Wir hatten das gleiche Hotel in Bangkok gebucht. Sie hatte in riesiges Holzbild in Sangkhlaburi gekauft und hatte nun Schwierigkeiten mit dem Transport und dem Aufbewahren.

Sie bat mich im Hotel nachzufragen, ob sie es dort für die Zeit unterstellen konnte in der sie in Kambodscha war. Sie würde dann später ja wieder nach Bangkok in dieses Hotel kommen. Also tat ich mein Bestes um ihr zu Helfen. Natürlich war der nette Hotelmittarbeiter auch wieder sehr nett und meinte es wäre kein Problem das große Souvenier unterzustellen.

Als Caroline schließlich im Hotel eintraf war sie noch mehr druch den Wind als sonst. Und das will was heisen. Sie wusste schon gar nicht mehr wo Oben und Unten ist. Der Mittarbeiter des Hotels musste sie ungefähr 10 Mal nach dem Pass fragen. Endlich konnte sie dann in ihr Zimmer und erst mal Duschen. Danach trafen wir uns in der Lobby des Hotels gingen in ein nahes Cafe und da erzählte sie mir was vorgefallen war.

Luke, einer der Jungen im Kinderheim war eines Tages sehr still und insichgekehrt gewesen. May, die ja thailändisch spricht hat ihn gefragt, ob etwas passiert ist. Nach mehrmaligen nachbohren hat er dann berichtet, dass er von Vich geschlagen worden ist. Nach dieser erschreckenden Nachricht hat May auch die anderen Kinder ausgefragt. Und nach und nach berichteten Sie von Vihcs sehr brutalen Erziehungsmethoden. Da wurden an den Ohren gerissen. Unter den Armen gezwickt dass es blaue Flecken gab und auch zugeschlagen. Die älteren Jungs wurden in die Küche gerufen und ihnen wurde gedroht mit dem Messer in die Hand zu stecken, wenn sie nicht zugaben etwas falsch gemacht zu haben. Ausserdem wurden die Kinder jeden Morgen um 5 Uhr früh geweckt um zu Beten. All das schockierte mich wirlich.

Wir waren da und hatten nichts davon bemerkt. Hätten wir nur besser hingesehen wären uns vielleicht die blauben Flecken und die Risse an den Ohren aufgefallen.

Vhic hatte einen so engangierten Eindruck gemacht. Sie war geachtet im Ort und bei den Lehrern der Schule. Die Leute kamen gerne zu ihr und auch mit den Kindern schien sie einen guten Kontakt zu haben. Auch Amon, der schon lange nicht mehr im Kinderheim war, bezeichnete sie noch als Sohn.  Nie im Leben hätte ich an soetwas gedacht.

Carolie berichtete auch, dass sie gegenüber Starfish schwerde Vorwürfe erhoben hat und mit der Presse gedroht hat. Sie hat das Gefühl, dass die Organisation alles unter den Teppich kehrt. Sie berichtete mir auch, dass sie indirekt bedroht worden ist. Auch Vihc wurde ihrer Meinung nach nur Ausbezahlt und einfach in das Gebäude neben dem Kinderheim verfrachtet. Wo sie heute noch wohnt. Zu nah bei den Kindern, was auch ich denke. Angeblich wollte Starfish auch keine strafrechtliche Verfolgung und nicht zur Polizei gehen.

Auch mit May trafen wir uns. Sie war zusammen mit Caroline aus Sangkhlaburi gekommen. AJ der Organisator von "dreamhouse.org" (welche die Spenden für das Dreamhous sammelt) hatte sie mit zurück genommen. Auch May berichtete indirekt bedroht worden zu sein. Sie würde sich nicht mehr zurück nach Sangkhlaburi trauen, da sie befürchtete dort aus dem Weg geräumt zu werden. Auch erzählten beide, dass Marc nicht für die Kinder eintreten wollte und sich mit allem zufrieden gab was Starfish ihm vorsagte. Nichteinmal die Tatsache, dass Vhic im Haus neben dem Dreamhouse wohnte soll Mark bestöhrt haben.

Das ist starker Tobak. Und ob ich das alles so glauben konnte?

Ich beschloss erstens eine eMail an Lucy, AJ und Dan zu schreiben und auch bei Marc und My nachzufragen, die ja noch in Sangkhlaburi waren.

Lucy und AJ antworteten mir sofort auf meine Mail. Dan antwortete bis heute nicht (obwohl er mir ja damals bei unserem Treffen extra seine Visitenkarte gegeben hatte und mir versprochen hatte ich könnte ihn jederzeit kontaktieren...)

Sie schrieben mir, dass sie sofort als sie von den Vorfällen erfahren hatten alles Notwendige in die Wege geleitet hätten. Sie wären sofort zur Polizei und den anderen zuständigen Stellen. Hätten die Dorfältesten informiert und auch die Schule der Kinder. Sie hätten Vihc und ihre Familie sofort aus dem Dreamhous geworfen. Vhics Arbeitsvisa eingefordert und Wachen aufgestellt. Da Vhic in einer Nacht und Nebel Aktion alles was nicht Niet und Nagelfest war vom Haus abgebaut und mitgenommen hat, kaufte Starfisch nun neue Sachen ein. Sie betonten, dass sie nichts davon gewusst hätten und auch Amon und die restlichen Mitarbeiter nichts gewusst hätten.

Das klang ja alles sehr nett. Trotzdem bleiben Fragen für mich offen. Die Kinder behaupteten gegenüber May, dass sie Amon mehrmals von den Vorfällen berichtet hatten. Dieser wollte aber keinen Aufstand verursachen und behielt die Sache für sich.

Hier glaube ich eindeutig den Kindern.

Für mich scheint es so, dass Starfish in der Vergangenheit sehr viel veräumt hat. Gerade in Punkto Mittarbeiterschulungen (Kinderrecchte, Misshandlung,...) und in der Überprüfung ihrer Projekte durch Starfish selbst.

Es ist gut, dass sie nun daraus hoffentlich gelernt haben. Trotzdem ist der Organisaton meiner Meinung nach eine große Mittschuld an den Vorfällen zuzuschreiben und das können sie nicht wegreden mit all dem, was sie nun gutes tun.

Immerhin geht es den Kindern jetzt sehr gut. So wie Mark und May schreiben wurde einiges verbessert. 2 weitere Kinder haben auch zwischenzeitlich ihre Eltern gefunden und können zu ihnen gebracht werden.

Der soziale Dienst von Thailand ist informiert und achtet jetzt streng auf die Einhaltung sämtlicher Vorschriften. Was Starfish gar nicht gefällt, weil sie dadurch sehr unter Druck geraten alle Dokumente auf Fordermann zu bringen. Aber ich persönlich finde es sehr gut, dass jemand da ist, der das ganze nochmal regulliert.

May, Caroline und ich versuchten auch UNICEF zu informieren. Was zuerst scheiterte, da (wie immer) die Zuständigkeiten nicht ganz klar waren (Burmesische Kinder in Thailand...). Jedoch durfte May einen Bericht schreiben und einreichen, der hoffentlich auch an die richtige Stelle kommt und bearbeitet wird.

Ich bin der Meinung, dass wir alles mögliche getan haben. Ich werde auch RealGap informieren, die Agentur durch die ich das Projekt gebucht habe. Was sie mit der Information anstellen liegt dann nicht mehr in meinen Händen.

Carolien reiste schließlich nach Kambodscha Phnom Penh weiter, wo sie mehrere Hilfsprojekte für Frauen die Opfer von Menschenhandel und Prostitution geworden sind, besucht.

Der neue Tourismusszweig boomt. Westliche Gutmenschen, die arme Dörfer oder Menschen besuchen und dafür Geld zahlen. Ein menschlicher Zoo???

Auch ich bin ein Teil davon. Und ich muss mich selber fragen, habe ich Gutes getan, oder nur Geld in die Taschen sowieso schon reicher Menschen geschaufelt...